
Wie wurden Steine von mehr als 60 Tonnen auf Boote ver – und wieder entladen?
Eines der Rätsel, welches in der PS, der Ägyptologie und den Skeptikern immer wieder diskutiert wird, ist das Problem des Steintransportes von den Steinbrüchen zu den Pyramiden. Dabei ist aber zu beachten, dass ein Grossteil der Steine gleich auf dem Gizeh Plateau abgebaut wurden. Ein zweiter Steinbruch befand sich im heutigen Tura Gebiet auf der anderen Seite des Niltals, was einen Transportweg von 20 km bedeutete. Dieser Kalkstein war wegen seiner höheren Qualität gefragt und wurde vorwiegend für die Verblendung der Pyramide verwendet. Der Transport soll über Schiffe realisiert worden sein. Diese Steine haben ein durchschnittliches Gewicht von 2.5 Tonnen und stellen kein größeres Problem dar. Über Kanäle war Tura mit Gizeh verbunden, sodass der Transport bequem per Schiff möglich war
Problematischer scheint auf den ersten Blick die dritte Quelle der Steine. Diese befindet sich im heutigen Assuan, wo der in Ägypten geschätzte Rosengranit gewonnen wurde, etwa 900 km Nil aufwärts. Diesem Stein kam eine hohe kultische Bedeutung zu, und so sind die Räume in den Pyramiden mit diesem kostbaren Material ausgekleidet. Damit aber ergibt sich auch das Problem, denn diese Granitelemente haben mitunter Massen von 10 bis 50 Tonnen. Sie mussten die ganze Strecke von Assuan bis Gizeh transportiert werden, was offensichtlich auf dem Wasserwege geschah. Also muss erst einmal erörtert werden, welche Dimension so ein Schiff etwa haben musste.
Bei einem Lastkahn mit der Länge von 35 Metern, einer Tiefe von 3 Metern, 6 Meter Breite und 2 Meter Kielbreite ließen sich mühelos sechs 50-Tonnen-Monolithen aufladen, ohne das das Schiff sank. Der Kahn dürfte im Gegensatz zu den Zeremonialbarken zweckmäßigerweise eine flache Form gehabt haben, ohne hoch ausladenden Bug, wie sie auch heute noch für Lastkähne üblich ist. Diese Konstruktion ist für den Transport deutlich praktischer als jene von Chufus Barke, welche eine ganz andere Funktion hatte.
Eine solche Bauweise vereinfachte auch den Be- und Entladungsvorgang erheblich. Dieser nämlich stellt eines der großen Probleme dar. Wie konnten Steine bis zu 2000 Tonnen (der unvollendete Obelisk) auf ein Boot geladen werden, ohne dass es kenterte?
Der Autor schlägt hier eine praktikable Lösung vor, welche im Weiteren auch zum Flaschenzug führt, wenn man den Gedanken konsequent weiter verfolgt. Ob es so gehandhabt wurde, lässt sich nicht nachweisen, auf jeden Fall wäre es eine machbare und im Vergleich zu anderen auch sichere Methode.
Die Annahme geht von einer Art Hebewerk aus, mit welchem erst der Stein vom Schlitten gezogen wird, um ihn auf dem Boot abzusenken. Im folgenden soll erst einmal erläutert werden, wie die Anlage funktionierte, bevor auf die technischen Details eingegangen wird.
Das erste Bild zeigt den Hebevorgang. Wir befinden uns hier in Assuan, nahe der Steinbrüche. Eine Rampe führt zum Hafen.
Die Arbeiter haben sich gerade des Steines entledigt und ziehen den Schlitten wieder die Rampe aufwärts. Ochsengespanne ziehen den Stein höher, auf dem Hebewerk koordinieren einige Männer den Hebevorgang, geben Kommandos an die vier Ochsengespanne weiter.
Ein Boot positioniert sich in der Hafenanlage, um den Stein in Empfang zu nehmen. Die Seile werden dabei an Pfosten umgelenkt. Zu den Umlenkrollen muss angemerkt werden, dass sie eine etwas geringere Dicke haben konnten als die tragenden Balken, da auf sie ein vergleichsweise geringeres Drehmoment wirkte.
Das Drehmoment ist es ja schließlich, das sich der Festigkeit des, Holzes entgegensetzt. Darum müssen längere Balken für dieselbe Last dicker sein. Das Moment berechnet sich aus der Kraft und dem wirksamen Hebelarm. Dieser ist für die Umlenkrolle vergleichsweise gering, sodass deren Konstruktion kein Problem darstellt. Mit Steinen wurde die Stabilität des Hebewerkes erhöht.
Ist der Stein aufgezogen, so werden die Seile vertäut. Nun wird ein Teil der Ochsen anders angespannt, um das Hebewerk nach vorn zu bewegen. Wiederum kommen umlenkende Pfosten zum Zuge. Das Hebewerk wird nun über den wartenden Kahn gezogen. Die Holzbahn wurde geölt, um ein Abrutschen zu vermeiden war sie wohl gegen außen durch Mauern oder Holzbalken fixiert.
Schließlich muss der Stein auch wieder abgesenkt werden, wozu alle Ochsen, diesmal in anderer Richtung, angespannt werden und langsam in Richtung Hebewerk gehen. Der Stein wird verladen, mehrere Steine können aufeinander gestapelt werden. Inzwischen ist ein neuer Zug mit einem Monolithen angekommen, der vom nun wieder bereiten Hebewerk in Empfang genommen werden kann.
In folgender Animation sind die drei Arbeitsschritte noch einmal schematisch aufgezeigt:
Der Entladungsvorgang funktioniert in der selben Weise, einfach umgekehrt. Um einen solchen Transport zu realisieren, muss erst einmal eine Grundlage gegeben sein: sämtliche Transportaufgaben waren normiert. Ablege- und Zielhafen, Hebewerke, Schlitten, Steine und Boote mussten aufeinander abgestimmt sein. Damit der Steintransport ohne weitere Probleme funktionieren konnte, wurden diese palettiert. Auf diese Weise konnten sie von den Hebewerken erfasst werden. Auf diesen Paletten blieben sie vom Steinbruch bis zu ihrem Bestimmungsort in den Pyramiden.
Nun stellt sich aber die Frage nach den Materialeigenschaften. Kann ein Hanfseil eine solche Last überhaupt aushalten? Erich von Däniken schreibt dazu in „Die Augen der Sphinx“: „Hanfseile? Das Material taugt bestenfalls für eine Zuglast von zwei bis drei Tonnen. Wie viele Seile sind nötig für einen Fünfzig-Tonnen-Monolithen? Wann schnellt das Zugseil von der runden Holzachse?…“. Ein vernichtendes Urteil sozusagen, womit eigentlich dieser Text seinEnde findet und das ganze Hebewerk, welches der Autor vorschlägt, in die Mottenkiste gehört.
Was sagen uns moderne Quellen über Hanfseile? Auf einer Outdoor-Seite (www.bmssulmatic.ch) fand der Autor folgende Daten:
Hanfseile (statisch)
„Hanf zählt zu den stärksten Naturfasern. Er ist aber sehr witterungsanfällig und hat im Vergleich zu den Chemiefasern eine eher geringe Reisskraft bei weniger Dehnung.“
Einsatz:
Aus Sicherheitsgründen nur für Pionierbauten, nicht mehr für heikle Aktivitäten wie Seilbähnli und ähnliches.
Scheuerbeständig: gering
Schwimmfähig: nein
Verrottungsbeständig: gering
Wasseraufnahme: hoch
UV empfindlich: ja
Reißfestigkeit: 800 kg (10mm)
Reißfestigkeit nass: 85%
Anmerkung: Die Angaben wurden von einer Schweizer Seite übernommen, weshalb hier typische Helvetismen auftreten. (Seilbähnli = kleine Seilbahn, wie sie von Pfadfindern gebaut werden).
Nehmen wir nun an, dass die Ägypter ihre Seile mit 5000 N pro 10 mm Durchmesser belasteten. Beim vorgeschlagenen Hebewerk ergäbe das bei vier Seilen einen Durchmesser von etwa 50 mm. Das sind natürlich schon recht dicke Taue, doch lassen wir das vorläufig mal im Raume stehen. Aufgrund der oberen Angaben erkennen wir auch, dass Hanfseile gerne Wasser aufnehmen, was aber ihre Leistungsfähigkeit reduziert und sich negativ auf die Lebensdauer auswirkt. Damit können Szenarien, in denen die Steine unter Wasser verladen werden, getrost vergessen werden. Das Unterwasserszenario geht vom Auftrieb aus. Ein Granitstein hat eine Dichte von etwa 2.8 g/ml, mit Hilfe des Auftriebes wird die Dichte, mit der nachher zu rechnen ist, auf 1.8 g/cm3 reduziert. Der Nachteil von Wasser ist, dass die Seile und hölzernen Schlitten schneller verrotten.
Eine weitere Problematik sind die Holzbalken, welche für den Verlad zu benutzen sind. Erich von Däniken traut dem Material Holz nicht allzu viel zu, wenn er in „Die Augen der Sphinx“ schreibt: „Wann kracht die Hebebühne von der 96. Gesteinsschicht und zersplittert die darunter liegenden und bereits sauber eingefügten Kanten anderer Monolithen?“. Damit belegt er klar, dass Holzkonstruktionen niemals die Stabilität bringen können, welche für den Pyramidenbau erforderlich sind. Es wirkt auch auf den ersten Blick unmöglich, dass man so schwere Lasten an Holzbalken befestigt haben sollte. Gehen wir nun auf die Materialeigenschaften von Holz ein. Für Eichenholz fand der Autor eine Bruchfestigkeit von 180 N/mm2. Was sagt uns das aber aus?
Für die vorgeschlagene Konstruktion ergibt das, dass bei einem Granitstein von 50 Tonnen zwei Balken von 30 cm Dicke ausgereicht hätten, insbesondere durch die Verteilung der Last auf zwei Angriffspunkte. Bei weniger starken Holzarten musste die Dicke erhöht oder aber mit einem zusätzlichen Balken gearbeitet werden. Diese Annahmen gehen von einer Breite von 10 Metern aus, was in etwa mit den Massen des Kahns in Einklang steht.
Die Zugkraft, welche dem Block entgegengesetzt werden muss, beträgt etwa 500’000 Newton. Das entspricht einem Total von 1000 Arbeitern zu je 500 N Zugkraft. Dieselbe Arbeit könnte aber von 100 Ochsen durchgeführt werden, welche man in Gespanne zu je 25 Ochsen aufteilte. Doch erstaunlicherweise benötigte man nur die Hälfte der Ochsen, was mit der speziellen Konstruktion zusammenhängt.
Der Autor hält es für praktischer, wenn das Seil oben am Balken befestigt wird, unter dem Palett durchgeht, und schließlich über den Umlenkpfosten von den Ochsen gezogen. Die Paletten waren unten eingekerbt, um das Seil zu fassen. Somit musste nicht jedes mal extra das Palett verknotet werden. Aus dieser praktischen Überlegung folgte aber auch, dass die Hälfte der Kraft vom Holzbalken getragen wurde, also die Zugkraft deutlich reduziert wurde, auf etwa die Hälfte (abzüglich der Reibungskräfte natürlich). Die Seildurchmesser reduzierten sich auf 35 mm, was wiederum ein realistisches Maß ist. 37.5 mm entsprechen zwei Djeba, dem altägyptischen Maß für Fingerbreit. Und zu allem hinzu bedurfte es nur noch etwa 14 Ochsen pro Seil, der Steinverlad war ergo alles andere als Personalintensiv.
Auf diese Weise war der erste Schritt zum Flaschenzug getan. Zum Thema Flaschenzug erfahren wir von Rainer Stadelmann: „Ich nehme an, dass eine Art Turm in der Mitte dieses Plateaus (auf 110 Meter Pyramidenhöhe, Anm. des Autors) errichtet worden ist, von dem aus man das Baumaterial nunmehr mit Flaschenzügen von der Rampe empor hievte. Der Turm diente auch als Messlehre für die Restliche Aufmauerung“.
Die Skeptiker halten diese Bemerkung für baren Unsinn. Schließlich weiß jeder Mittelschüler, dass der Flaschenzug um 250 v.Chr. von Archimedes erfunden wurde. Punkt und Basta! Erich von Däniken zweifelt auch an dem Vorhandensein von Flaschenzügen („Die Augen der Sphinx“):“Auch fand man an Grabwänden aus der 18. Dynastie bildliche Darstellungen von einfachen Flaschenzügen, mit denen Steine aufeinander geschichtet wurden. Als Beweis taugt dies wenig, denn…“. Im Sinne, dass eine Darstellung aus dem neuen Reich keine Rückschlüsse auf die Technik des alten Reiches erlaubt, schließt Erich von Däniken dieses Kapitel ab. Weiterhin legt der Physiker Hans Jelitto dar, dass nach seiner Ansicht die Pyramiden nur mit UFO-Technologie erbaut werden konnten.
Damit sind die verschiedenen Extrempositionen abgesteckt. Wer aber hat nun recht? Die Skeptiker, welche den Ägyptern intellektuelle Fähigkeiten absprechen? Oder die PS-ler, welche das ebenso tun, jedoch zu anderen Ergebnissen kommen? Oder doch die Ägyptologie, welche den alten Ägyptern mehr zutraut als es landläufig der Fall ist? Das die Ägypter keineswegs Dummköpfe waren mag dieses Beispiel aus dem Moskauer Papyrus (um 1850 v. Chr.) darlegen, der in Form des berühmten Papyrus Rhind zwei Jahrhunderte später kopiert wurde:
Methode zur Berechnung eines Pyramiden-stumpfes:
Falls es ein Pyramidenstumpf sei, von 6 Kubit Höhe, Von 4 Kubit an der Basis, und 2 an der Spitze, Rechne so mit diesen 4, quadriere.
Ergebnis 16. Verdopple 4. Ergebnis 8.
Rechne so mit dieser 2, quadriere. Ergebnis 4.
Zähle diese 16 mit dieser 8 und mit dieser 4 zusammen. Ergebnis 28.
Berechne 1/3 von 6. Ergebnis 2. Berechne indem du 28 zweimal nimmst. Ergebnis 56.
Hurra! Es ist 56! Du hast das Richtige gefunden.?
(FABER, zitiert nach SCHMIDT, 1992, S. 6).
Die Berechnung des Pyramidenstumpfes bedingt aber einen erweiterten Intellekt. Um auf die richtige Lösung zu kommen, muss das Gesetz der Ähnlichkeit bekannt sein. Weitere Punkte sind die Zahl Pi, welche mit 3.16 angegeben wurde, und verschiedene pytagoräische Zahlentrippel.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Ägypter nicht erkannt haben sollten, dass ausgerechnet jene Zahlentrippel rechte Winkel ergeben, deren beide kleinere Quadrate dem größeren gleich waren. Damit stellt sich allerdings die Frage, woher die Griechen ihr geometrisches Wissen bezogen haben. Überlieferungen sagen eindeutig: Ägypten. Viele griechische Gelehrte bereisten das Land am Nil, um von den Priestern in ihren Wissenschaften unterrichtet zu werden. Natürlich zweifelt dies die skeptische Gemeinde an. Zumindest für Babylon ist die Kenntnis für pythagoräische Dreiecke bis 2000 v. Chr. verbrieft. Spinnen wir nun die Sache weiter.
Eines schönen Tages sind die neu gelieferten Seile zu lang. Die Geschirre sind aber schon eingespannt, man erkennt nun aber, dass die Ochsen schnell im unwegsamen Gelände laufen würden. Nun kommt ein Angestellter auf eine einfache Lösung. Er will den Knoten nicht nochmals öffnen, also windet er das Seil noch einmal um den Balken. Der Zug geht los, und zum Erstaunen aller Arbeiter scheinen die Ochsen bedeutend weniger Mühe zu haben als sonst mit vergleichbaren Steinen. Es geht nicht lange, bis ein leitender Angestellter die wirtschaftliche Bedeutung dieser Erfindung erkannt hat.
Spätere Versuche mit dem herkömmlichen und dem neuen Schlingenverfahren beweisen die These der Kraftreduktion, die neue Technik bewährt sich und wird allgemein verbindlich. Für die zweite Schlaufe werden nun zusätzliche Kerben eingefügt, und schon war der erste einfache Flaschenzug der Welt erfunden. Spätere Flaschenzüge verwendeten zusätzlich Rollen, was den Reibungswiderstand auf ein Minimum reduzierte. Dass ein Seil, dass über eine Rolle gezogen wird, weniger Kraftaufwand bedeutet, ist eine leicht nachvollziehbare Beobachtung, die man den alten Ägyptern gewiss unterstellen darf. Auf jeden Fall dürfte, wenn dieses Szenario zutrifft, den Pyramidenbauern der Flaschenzug zur Verfügung gestanden haben.
Leicht- und Schwertransporte
Nun haben die Ägypter aber nicht nur solche schweren Brocken bewegt, sondern auch kleinere Steine. Zum Teil waren sie „nur“ eine Tonne schwer, im Schnitt aber, wie gesagt, etwa 2.5 Tonnen. Für die bei den Pyramiden gewonnenen Steine war kein spezieller Transport notwendig, von Tura hingegen schon. Und auch hier bewährt sich die erwähnte Technik. Man palettiert im Gegensatz zu den Granitriesen gleich mehrere Steine, und so werden diese analog zu den Granitriesen auch in größeren Gruppen zu den Pyramiden hinauf transportiert. Damit wurde die Zahl der Schlitten deutlich reduziert, die Arbeiter mussten deutlich weniger Weg pro Stein zurücklegen. An Ort und Stelle wurden die Steine vom Palett gewuchtet und eingebaut. Die leeren Paletten wurden mit den Schiffen zurückgebracht.
Ein ganz anderes Problem hingegen stellen die Schwertransporte dar. Auch heute noch sind sie nicht trivial und erfordern einen riesigen Aufwand. Verkehrswege müssen gesichert werden, Signalisationen und Überführungen müssen abgebaut werden, es ist notwendig, Verkehrsschilder zu entfernen. Damals aber bedeutete es noch mehr Aufwand. Um einen 2000-Tonnen-Obelisken zu transportieren, bedurfte es der Konstruktion einer speziellen Hafenanlage, spezieller Transportschlitten, spezieller Palette, spezieller Boote, und nicht zuletzt bedurfte es einen außerordentlichen kurzfristigen Einsatz vieler Arbeitskräfte.
Ein Boot, dass diese Last vertragen würde, hätte etwa die folgenden Dimensionen: 50 Meter Länge, 10 Meter Breite, 5 Meter Tiefe und 8 Meter Kielbreite. Das Hebewerk hatte dementsprechend eine Breite von 12 Metern. Um das Steingewicht zu tragen, bedarf es in etwa 25 Holzbalken mit einem Querschnitt von 50 cm. Die Seile hätten eine Dicke von 63 mm haben müssen, also schon fast ein Handbreit. Wenn nun aber damals der weiter entwickelte Flaschenzug zur Anwendung kam, dann hätte sich die Seildicke auf immerhin 44 mm reduziert. Diese Angaben gelten allerdings für Eichenholz, es ist anzunehmen, dass die Ägypter für solche Anwendungen Hölzer verwendeten, die der Eiche an Stärke möglichst nahe kamen, ansonsten mussten entweder mehr Querbalken oder aber dickere Querbalken eingesetzt werden.
Ein 2000-Tonnen-Block musste von 4000 Ochsen gehoben werden, wenn kein Flaschenzug zur Anwendung kam. Beim einfachen Patent reduzierte sich die Anzahl auf immerhin 2000 Ochsen, bei einem weiter entwickelten Flaschenzugsystem auf etwa 1000 Ochsen. Das bedeutete, dass an jedem Seil immer noch 20 Ochsen zogen. Aber das war ja auch ein einmaliger Einsatz. Es hätten ja genauso gut 10’000 Bauern geholt werden können, die zu Seilschaften von je 200 zusammengefasst wurden. In diesem speziellen Falle, wo es sich um einen einzelnen Verlad handelt, ist der Einsatz von Menschen wahrscheinlicher. Bei einem Menschen ging der Autor von einer Zugkraft von etwa 500 N aus, was in etwa 50 kg entspricht. Einem Ochsen gestand er die zehnfache Zugkraft eines Menschen zu. Der Nachteil des Ochsen ist, dass er schwieriger auszubilden ist, währenddem man Bauern zusammentrommeln kann und sie die Kommandos sofort verstehen.
Dass es Boote dieser Länge gab, ist uns durch den Palermostein überliefert. So heißt es über Snofru, Chufu’s Vater: “ Der Bau von 35 Häusern 122 Stück Vieh, der Bau eines 100-Ellen-duat-taui-Schiffs aus Zedernholz, der Bau von zwei 100-Ellen-Schiffen aus Meru-Holz, die siebte Zählung, Nilstand 5 Ellen, 1 Handbreit, 1 Fingerbreit.“. Eine Einheit von 100 Ellen wurde auch Schnur (oder Stab) genannt und betrug 52.5 Meter. Die Sonnenbarke des Chufu brachte es auf eine ansehnliche Länge von immerhin 46 Metern. Natürlich war dieses Boot für andere Zwecke bestimmt. Der Palermostein wird der fünften Dynastie zugerechnet, ist also eine glaubwürdige Chronik. Meru ist eine aus Syrien importierte Nadelholzart. Beim Duat-Taui-Schiff dürfte es sich wohl um eine zeremoniale Barke gehandelt haben (Unterweltbarke beider Länder).
Bootsmodell, Quelle: Wirtschaftsleben im alten Ägypten
Freimaurer am Werk?
Als Begründung, wieso die Ägypter keine Aufzeichnungen über den Pyramidenbau hinterlassen haben, gibt Rainer Stadelmann an: „Der Grund ist: Ein solches Unternehmen war für die Ägypter etwas Sakrales, ein Gottesdienst – und unwiederholbar. Und für etwas Einmaliges verbot sich jede Beschreibung.“. Das erscheint doch ziemlich ein ziemlich freimaurerischer Gedanke zu sein. Die Freimaurer entstanden aus der Tradition der freien Maurer, einer angesehenen Gilde von Facharbeitern, welche durch ihre Spezialkenntnisse beim Kathedralenbau einen höheren sozialen Stand erlangten. Im Gegensatz zu den einfachen Bauarbeitern waren sie wegen ihrer Kenntnisse hoch geachtet. Um diese Achtung bei zu behalten, hielten sie viele technische Kenntnisse geheim, aus diesem Nährboden erwuchs das moderne Freimaurertum. Schnell einmal erwuchs dieses über die Grenzen der Bauberufe und wurde zur Dachorganisation frei denkender Männer. Inzwischen gibt es jedoch auch gemischte und weibliche Logen, in denen die Angehörigen im Zuge ihres Aufstieges in immer mehr freimaurerische Geheimnisse einbezogen werden.
Mit dem Anwachsen wurde das Freimaurertum auch zunehmend mythologisiert. Das Gründungsdatum wurde auf etwa 4000 v. Chr. zurückgelegt, und die Freimaurer erkannten in den Erbauern des salomonischen Tempels ihre frühen Vorgänger. Weiter zurück nahmen sie auch den Bau der Pyramiden für sich in Anspruch, und in der freimaurerischen Symbolik hat sich die Pyramide schon lange etabliert. Aus dem Freimaurertum erwuchsen Staaten wie Frankreich oder die USA, und wir erkennen im Dollar eindeutig das freimaurerische Pyramidensymbol und die Erwähnung der „Novus Ordo Seclorum“, der new world order, welche der Präsident George Bush nach dem Golfkrieg verkündete. Die andere Seite des Dollars ziert ein Porträt von George Washington, einem ausgewiesenen Freimaurer, der oft sogar mit Illuminati Begründer Adam Weishaupt gleichgesetzt wird, dem er auf erstaunliche Weise ähnelt. Typisch ägyptisch präsentiert ja auch der Washingtoner Obelisk die aufstrebende amerikanische Weltmacht.
Einige erkennen auch in Rainer Stadelmann einen Freimaurer, was durch die Widmung „Dem Großmeister der Pyramiden“ in einem seiner Bücher begründet wird. Sollte also Stadelmann freimaurerische Ideale verkörpern? Und in dieser Weise die alten Ägypter auch? Gab es einen Freimaurerbund, welchem die technischen Geheimnisse vertraut waren? Im Sinne eines solchen Freimaurertums ließe sich begreifen, wieso es keine Aufzeichnungen gäbe. Eine andere These wäre allerdings, dass es wohl Aufzeichnungen gab, diese aber zerstört oder noch nicht gefunden wurden. Wenn es aber einen Freimauerbund gab, ist sein Wissen erhalten oder irgendwann im Laufe der Geschichte auf der Strecke geblieben?
Es kann zurzeit nicht bestätigt werden, dass Stadelmann ein Freimaurer ist. Sollte er Mitglied einer Loge sein, dann stünde ihm das explizite Recht zu, sich selbst als Freimaurer zu outen. Was ihm hingegen untersagt ist, wäre die Bekanntgabe von anderen Mitgliedern. Und eine solche Bekanntgabe würde ja durch die Bezeichnung Stadelmanns als „Großmeister der Pyramiden“ durch ein anderes Logenmitglied erfolgen. Damit würde ein Logen-Mitglied gegen den obersten Grundsatz der Freimaurerei handeln. Daher denkt der Autor, dass es sich hier nicht um eine freimaurerische Äußerung handelt, sondern um das unbedachte Verwenden von freimaurerischenTermini durch einen anderen Nicht-Freimaurer.
© 2002 Hermann E. Bossi