
Schein oder nicht Schein?
Im Jahr 1998 haben die Ägyptologin Rosemarie Klemm und der Geologieprofessor Dietrich D. Klemm auf der Grundlage ihrer Studien auf dem Giza-Plateau einen neuen Ansatz zur Beantwortung der Frage des Baus der größten Pyramiden Ägyptens vorgeschlagen: [1]Die Integralrampe als Konstruktionselement großer Pyramiden. In: Stationen, Beiträge zur Kulturgeschichte Ägyptens. Festschrift für Rainer Stadelmann., p.87-94, Mainz
Basierend auf der Beobachtung, daß offenbar »von den wie auch immer konstruierten Baurampen und sekundären Bauhilfskonstruktionen keinerlei Materialüberreste(sichtbare Deponien von altsedimentiertem, nilschlamm durchsetzten Schuttmaterial) auf dem Giza-Plateau zu erkennen sind«, gehen sie davon aus, daß beim Bau der dortigen Pyramiden Rampenkonstruktionen zur Anwendung gekommen sind, von denen »überhaupt kein Abraummaterial anfallen konnte«.
Da man allem Anschein nach vor allem an der Cheops-Pyramide bei geeigneten Lichtverhältnissen »schräg verlaufende Parallelstruktur in analogen Abständen« erkennen kann, stellten sie daraufhin ein in die Pyramide integriertes Baurampenmodell zur Diskussion, bei dem der Transportweg aus »einer spiralförmig umlaufenden Aussparung im Baukörper selbst« besteht. Sie favorisieren dabei eine zweifache »Integralrampe« (Abb.1), bestehend aus zwei diagonal gegenüberliegenden und spiralförmig den Baukörper hinauflaufenden Transportwegen relativ geringer Breite, die man separat als Auf- und Abweg benutzen konnte, um somit einen kontinuierlichen Materialtransport zu gewährleisten. [2] Interview Michael Haase – Klemm & Klemm, Sokar Nr. 5, S.35
Neben dem minimalen Materialaufwand den eine solche Rampenkonstruktion erfordert ergeben sich weitere Vorteile durch die relativ kurzen Wege und durch den geringen Arbeitsaufwand bei der Erweiterung der Rampen nach jeder verlegten Steinlage. Unter Einbeziehung von Baurampen, die aus den südlich der Cheopspyramide und östlich der Chephrenpyramide gelegenen Steinbrüchen, so wie aus dem am Osthang, unterhalb der Cheopspyramide liegenden Steinbruch in Richtung Pyramide führen, beginnen die beiden Integralrampen direkt an der SW- und der NO- Ecke. Wobei der Transport der Steine vornehmlich über die SW-Rampe erfolgen soll, während die andere überwiegend für den Abstieg vorgesehen ist. Die Steinbrüche sind ca. 300 – 600 m von der Pyramide entfernt.
Die Rampen haben einen Anstiegswinkel von rund 6º, der einer Rampenneigung von ca. 10 % entspricht, oder einem Höhensprung von 1 Meter jeweils nach 10 m. Die Breite der Rampen beträgt 4 m – 5 m. Die Auffüllung der einzelnen Teilstücke soll mit keilförmig aufgeschüttetem Schutt, samt einer Nilschlammabdeckung, oder auch mit Bohlen geschehen.
Während man bei anderen Rampenmodellen bei jedem Höhensprung die gesamte Rampe bearbeiten müsste, sind es hier max. 50 m².
Für den Steintransport setzen die Klemms sowohl auf menschliche Zugkraft als auch auf Ochsengespanne.
Selbst die etwa 100 Granitriegel, ca. 1.3 x 1.8 x 7 m lang und zwischen 48 und 52 t schwer [3] Dieter Arnold, Lexikon der Ägyptischen Baukunst, für die Abdeckung der Königskammer und den darüber liegenden Entlastungsturm, so wie die bis zu 70 t schweren Kalksteinplatten, die dass abschließende Giebeldach bildeten, sollen lt. D.D. Klemm mit Hilfe von Rundhölzern bis in eine Höhe von 50 – 65 m über die Rampen transportiert werden.
Publizierte Kritik aus den eigenen Reihen gibt es bislang nur von Professor Dr.-Ing.Frank-Müller Römer [4]Wikipedia, der erst im Ruhestand begann Ägyptologie zu studieren und sein Studium 2008 mit der Promotion (Dr. phil.) mit einer Arbeit zum Pyramidenbau im Alten Ägypten [5] Pyramidenbau mit Rampen und Seilwinden – ein Beitrag zur Bautechnik im Alten Reich abschloss.
Auf Seite 137f. schreibt er:
M-R: […] Eine Bewertung führt zu folgender Feststellung:
Nachdem über die Bauweise der inneren Pyramidenstruktur keine Aussage getroffen wird, gehen Klemm und Klemm wahrscheinlich von einer schichtweisen Steinverlegung aus, die – wie bereits an anderer Stelle mehrfach erwähnt (S. 74 ff. Anmerkung Simon) – archäologisch jedoch nicht nachweisbar ist.
Zwar sind die von M-R gemachten Beobachtungen durchaus vorhanden, jedoch ist dies entgegen seiner Darstellung kaum ein endgültiger Beleg für einen Stufenkern. Ebenso wäre aufgrund des Befundes denkbar, dass man innerhalb der großflächigen Steinschichten verschieden hohe Steine/Steinflächen eingesetzt hat, um durch eine zusätzliche, vertikale Verzahnung, eine höhere Stabilität zu erreichen. Oder, diese Bauweise ist schlicht und ergreifend eine Anpassung an den Felskern in der Pyramide, über dessen tatsächliche Struktur keinerlei Erkenntnisse vorliegen.
M&R halten es zwar auch für möglich, dass ein Stufenkern im Baukörper integriert sein könnte, weisen aber ausdrücklich darauf hin, das in diesem Fall die Steine die diesen umschließen, nicht von denen des eigentlichen Kerns unterscheidbar sind und dass die Front der Stufen dann in geringfügig zurückspringenden Schichten verlegt ist – ein Befund, der sich an keiner anderen Pyramide bestätigen lässt.
[…] It is possible, that the nucleus was made in steps […], but in this case we must admit, that the masonry filling is undistinguishable from the masonry of the true nucleus and that the front of the steps is made in slightly retreating courses [6] Maragioglio & Rinaldi IV, La Grande Piramide di Cheope, S. 16.
M-R: […] Problematisch erscheinen die relativ geringe Breite der Integralrampen für das Heraufziehen der Steine mit Ochsengespannen und der Transport um die Ecken der Integralrampe. […]
[…] Berechnungen der Transportkapazitäten und der Bauzeit wurden nicht vorgelegt. Das Prinzip der Hypothese für eine Integralrampe nach Klemm und Klemm bedingt, dass immer nur eine Rampenbahn für den Materialtransport zur Verfügung steht und die Bauzeit sich daraus errechnet. Gerade im unteren Teil des Baukörpers mit der Masse der zu verbauenden Steine bildet nur ein Transportweg einen Engpass […]
Dem Argument gegen Ochsengespanne ist nichts entgegenzusetzen. Wenn man aber darauf verzichtet, Ochsengespanne sind ja streng wissenschaftlich gesehen für diese Zeit noch gar nicht für den Steintransport belegt, dann kann man problemlos beide Rampen für den Transport nutzen. Die Zugmannschaften mit leerem Schlitten auf dem Weg nach unten konnten in einer Reihe dicht an der Wand gehen und hätten selbst auf einer nur 4 m breiten Rampe niemanden behindert.
M-R: Offen bleibt auch, wie das Schließen der Lücken der beiden Integralrampen von oben nach unten vorgenommen werden soll[…]
Dieses Problem werden wir im weiteren Verlauf ausführlich behandeln.
M-R: […] Problematisch wäre darüber hinaus der Transport der Deckenbalken der Entlastungskammern mit einem Gewicht bis zu 60 t durch eine Zugleistung von mindestens 30 Zugochsen bzw. ca. 300 Arbeitern. Berücksichtigt man noch die scharfen Ecken an den Kanten der Pyramide und die dadurch entstehenden Schwierigkeiten, die Lasten um die Ecke zu ziehen mit, werden die Schwächen des Modells der Integralrampen deutlich.
Ob Zugochsen, oder Arbeiter, in beiden Fällen wäre es m. E. praktisch unmöglich. Aber dieses Problem stellt sich überhaupt nicht, wenn man die Schwerlastelemente bereits zu Beginn des Baus auf die Pyramidenfläche transportiert, und dann Lage für Lage mit nach oben zieht.
M-R: Für die Montage des Pyramidions mit einem Gewicht von ca. 2,5 t bieten Klemm und Klemm keine „…dezidierten Vorschläge an. Das war auch nicht die Fragestellung unserer Arbeit.“ Dieses Problem soll mit geeigneten Hebewerkzeugen aus Holz bewältigt worden sein. […]
Auch diesem Problem widmen wir uns später noch eingehend.
M-R: […] Unklar ist auch wie […] die in Bosse stehenden Steine der Außenverkleidung anschliessend von oben nach unten geglättet werden konnten. Ohne ein von außen angebrachtes „Gerüst“ erscheint dies nicht möglich.
M-R verweist auf Seite 192 auf Arnold, Lexikon der ägyptischen Baukunst, S.43, und Goyon, Cheopspyramide, S.137, die wiederum auf die ungeglätteten, bzw. geglätteten Granitverkleidungssteine der unteren 16 Lagen der Mykerinospyramide, die Ringbänder der Pyramide in Meidum, oder auch auf die Säulen im 1. Hof des Karnak Tempels verweisen.
Aufgrund dessen und aufgrund des Befundes, dass sich in unmittelbarer Umgebung der Pyramide einige geglättete Granitverkleidungssteine finden, die offensichtlich aus den oberen Reihen herabgestürzt sind, folgert M-R anscheinend, dass die äußeren Verkleidungssteine sämtlicher Pyramiden gebosst verlegt wurden, und erst als die Pyramide fertig gebaut war, von oben nach unten geglättet wurden.
Ein schmaler Rand entlang der gebossten Seiten war seiner Ansicht nach bereits vor der Verlegung geglättet.
Gegen diese Schlussfolgerung spricht allerdings schon allein die Tatsache, dass sich neben einigen geglätteten Granitsteinen aus oberen Lagen – aus welchen ist unklar – gleichwohl geglättete Flächen in direkter Bodennähe, unterhalb des Eingangs und hinter dem inneren Totentempel auf der Ostseite finden.
Wenn man sich dazu noch ansieht, wie akurat die Kanten vieler Steine gearbeitet sind, dann kann man eigentlich überhaupt nicht zu dem Schluss gelangen, dass die Glättung erst abschließend, und von oben nach unten durchgeführt wurde, bzw. werden sollte. Der Stein in der 2. Lage von unten, links, ist komplett geglättet. Die darunter und darüber zur Hälfte. Die Steine der vorletzten Lage oben sind bis auf die rechts und links ebenfalls komplett geglättet. Diese Kanten und die der umliegend angrenzenden Steine, beweisen ohne jeden Zweifel, dass die Steine bereits vor der Verlegung bearbeitet worden sind!
Mit einem Doleritstein, den man obendrein mit beiden Händen halten musste, um zuschlagen zu können, hätte man zwangsläufig auch die Kanten der darunter, darüber oder daneben liegenden Steine beschädigt, bzw. abgearbeitet.
Alle geglätteten Steine sind fugendicht verlegt. Die unbearbeiteten sind es nicht. Bei einer abschliessend geplanten Glättung würden keine dichten Fugen entstehen. Und außerdem hätte man die Steine von oben nach unten bearbeitet, wäre die oberste Lage ja wohl zuerst bearbeitet worden.
Auf der Ostseite fehlen die oberen Lagen, dass die Fläche ebenso bearbeitet war, ist jedoch wahrscheinlich, weil hier die gleichen Bearbeitungsmerkmale festzustellen sind. Man hatte also offensichtlich schon von vornherein nicht die Absicht alle Steine zu glätten!
Es spricht daher objektiv mehr dafür, dass die Pyramide nicht wie allgemein angenommen unfertig war, sondern genau dem entsprach, was die Pyramidenbauer im Sinn hatten, dieser Sinn bisher nur noch nicht verstanden wurde.
Bei M-Rs Vorgehensweise mussten natürlich alle vier Seiten der Pyramide über die gesamte Fläche zugänglich sein. Deshalb umhüllt er die Pyramide nach Errichtung des Stufenkerns, den er ja als erwiesen betrachtet, beim darauf folgenden Bau der äußeren Verleidungsschichten komplett mit vier Arbeitsplattformen aus Nilschlammziegeln, die sich in den gebossten Außenseiten des feinen Tura Kalksteins festkrallen.
Darauf befinden sich jeweils 43 einzelne Rampen, ebenfalls aus Nilschlammziegeln, mit einem Anstiegswinkel von 26,57° die bis zur Spitze führen .(S. 205)
Abgesehen von M-Rs kurzsichtigen Schlussfolgerungen und davon, dass sein Arbeitsplattform-Rampenmodell m. E. rein bautechnisch nicht funktioniert [**], dass die Produktion der insgesamt benötigten Nilschlammziegel Jahre verschlungen hätte, und dass der feine Tura Kalkstein sich bei einem einzigen mittelprächtigen Regenfall und dem täglichen Morgentau über die feinen Kapillaren tief mit “festgekralltem” Nilschlamm vollgesogen hätte, gibt es weitere eindeutige Befunde, die darauf schließen lassen, dass die äußeren Verkleidungssteine nicht gebosst verlegt und abschließend von oben nach unten bearbeitet worden sind.
Nämlich, die bereits Eingangs erwähnte Feststellung der Klemms, dass –
[…] keinerlei Materialüberreste (sichtbare Deponien von altsedimentiertem, nilschlammdurchsetzten Schuttmaterial) auf dem Giza-Plateau zu erkennen sind […]
Die im oberen Viertel der Chefrenpyramide erhaltenen Verkleidungssteine –
[…] Ihre Außenseiten sind oft um wenige Millimeter versetzt, statt genau zu fluchten [7]Mark Lehner, Geheimnis der Pyramiden S..
Zwar wird dies gemeinhin als Folge von Erdbeben angesehen, die dort durchaus vorkommen, jedoch weisen die an der großen Pyramide, im unteren Bereich erhaltenen Verkleidungssteine, keinerlei Versatz auf.
Entscheidender ist jedoch eine Beobachtung von Petrie, der bei Vermessungen feststellte, dass die Pyramide im oberen Bereich eine deutliche Verdrehung aufweist.
[…] Taking, then, the differences between the corners observed on, and the diagonals of the raised square, these differences of the casing are thus:—
N.E. + 1.7; S.E. +.6; SW. + .6; NW. + .3; mean + .7 inch.
From this it is seen that the builders skewed round the planes of the casing as they went upward the twist being + 1′ 40″ on the mean of the sides; so that it is absolutely – 3′ 50″ from true orientation at the upper part [8].The Pyramids and Temples of Gizeh W.M. Flinders Petrie, Chap. 8. Outside of Second Pyramid, Sec 65.
Und, das von Stadelmann gefundene Pyramidion von Snofrus roter Pyramide in Dashur/Nord –
[…] Die vier Seiten des Pyramidions weisen verschiedene Böschungswinkel auf. Dies zeigt uns, dass zwangsläufig auftretende Messfehler gegen die Spitze zu ausgeglichen werden mussten [9]Rainer Stadelmann, Die ägyptischen Pyramiden, Taf.29.
M-R: […] Der Vorschlag von Klemm und Klemm erscheint […] in sich nicht schlüssig
Müller-Römers Kritik ist es leider auch nicht. In einigen Punkten wenig flexibel und von eigenen Vorstellungen geprägt, in anderen Punkten zu oberflächlich, als dass sich daraus ein aussagefähiges, abschließendes Urteil ableiten ließe. Dazu bedarf es einer intensiveren Begutachtung, der wir uns nun zuwenden wollen.
Sowohl bei Modell, als auch Zeichnung der Integralrampe erschließt sich dem aufmerksamen Betrachter, dass das Dargestellte nicht der Realität entspricht.
Die Rampen beginnen an der NO- und SW- Ecke direkt am Fuß der Pyramide und das ist zumindest an der NO-Ecke nicht möglich. Die besteht nämlich bis auf eine Höhe von 1.95 m vom Fundamentpflaster gemessen aus dem Felskern, auf dem die Pyramide errichtet wurde [10] Maragioglio & Rinaldi IV, La Grande Piramide di Cheope, S. 12.
An der SW-Ecke, die Einzige an der sich der Felskern nicht nachweisen lässt, ist es dennoch nicht ausgeschlossen, dass er auch hier einen Einschnitt von 4-5 m Rampenbreite verhindert.
Eine Möglichkeit dieses Problem unter der Prämisse, das beide Rampen für den Transport genutzt werden zu umgehen wäre, wenn man die Rampen parallel zur Pyramidenflanke von der NO- zur SO-Ecke und von der SW- zur NW-Ecke verlaufen lässt, am sinnvollsten daran angelehnt, um sie dann in den Pyramidenkörper zu integrieren. In direkter Anbindung an die aus den Steinbrüchen kommenden Rampen hätte man so keine Probleme mehr mit dem Felskern.
Modell und Zeichnung implizieren, dass die oberhalb der Rampe verlegten Außenverkleidungssteine im gleichen Winkel ansteigen wie die Rampe selbst. Sie schließen mit ihrer Vorderkante bündig mit der senkrechten und glatten Seitenwand im Pyramidenkörper ab (s. Abb. 1).
Bei jeder Erhöhung der Rampe muss der Böschungswinkel von rund. 52° berücksichtigt werden. Die Ägypter kannten keine Einteilung der Winkel in 360°. Aus dem mathematischen Papyrus Rhind wissen wir, dass die Ägypter mit dem seked (seqt, seqed oder sqd) rechneten. Dabei wird nicht der Winkel der Neigung gemessen, sondern der Rücksprung (horizontale Versetzung) der Mauer. Das heißt es wird gemessen, um wie viele Handbreit und Finger die obere Kante der Mauer zur unteren Kante zurückversetzt ist, und zwar bei einer Höhe von einer Elle
Ob die Pyramidenbauer bereits mit dem seked arbeiteten sei dahin gestellt, denn die Gizeh Pyramiden sind gut 1000 Jahre älter als die erste Erwähnung des Inhalts des Papyrus Rhind. Jedenfalls weist die Cheopspyramide einen seked von 5 1/2 Handbreit auf – 1 Elle = 52.4 cm, 1 Handbreit = 7.48 cm, 1 Finger = 1.87 cm.
Wenn also die Rampe auf 10 m um 1 m erhöht wird, oder besser, alle 20 Ellen um 2 Ellen, dann muss sie zwangsläufig auch jeweils 11 Handbreit (82.28 cm) zurückspringen, sonst würde sie immer schmaler und wäre je nach Breite nach ca. 50-60 m nicht mehr vorhanden.
Entsprechend dem Rücksprung kann auch nur die obere erste Lage der äußeren Verkleidungssteine verbaut werden, die allerdings auch ohne Rücksprung generell waagerecht verlegt werden muss (s. Abb. 2).
Zuzüglich zum Rücksprung muss der Überstand der Verkleidungssteine gerechnet werden, denn die können mit ihrer Vorderkante keinesfalls bündig abschließen. Ansonsten wäre die darunter liegende Lage, die zuletzt verlegte bei der Schließung der Rampe, nur ungesichert angelegt und nicht nach innen verzahnt.
Würde man auf diese Zurechnung verzichten und einfach die obere erste Lage nach vorn ziehen, würde der Böschungswinkel nicht mehr fluchten. Rechnet man dafür eine weitere Elle, dann entsteht an jedem Übergang zum nächsten Teilstück ein Versatz von ca.1.35 m, was einen nicht unerheblichen Engpass darstellt.
Soweit die Theorie, in der Praxis sieht es anders aus. Zwar kann man die Rampe kontinuierlich um 2 Ellen erhöhen, nicht aber die Pyramide, denn jede Steinlage hat ein anderes Höhenmaß wie man in dieser Tabelle (unten) sieht. Und nur aus der Höhe der jeweiligen Steinlage ergibt sich der jeweilige Rücksprung des Teilstücks + 1 Elle. Der wiederum hat, wie erwähnt, Einfluss auf die erste obere Lage Verkleidungssteine, die mit Überstand und exakt in Flucht mit dem Böschungswinkel verlegt werden müssen.
Angesichts der fortlaufend im cm und mm Bereich differierenden Höhenmaße der Steinlagen, der groben Beschaffenheit der Kernsteine, und der Tatsache, dass das kleinste messbare Maß der Ägypter 1.87 cm, also ein Finger war, erscheint die passgenaue Verlegung der oberen Verkleidungssteine in Flucht und Verlängerung der auf Rampenhöhe liegenden zuletzt verlegten Schicht messtechnisch unmöglich.
Bei einer 4 m, oder auch hier besser, 8 Ellen breiten Rampe, ergibt sich für die senkrechte Wand im Pyramidenkörper, man kann sie auch Gegenkathete nennen (s. Abb. 3), von Oberkante Teilstück bis Unterkante oberer Verkleidungsstein eine Höhe von – Tangens 51.85° (1.2730577…) x 8 Ellen (4.192 m) = 5.337 m, oder 10 Ellen, 1 Handbreit, 1 Finger, 3 mm. Bei einer Rampenbreite von 10 Ellen ergibt sich eine Höhe von 6.671 m, oder 12 Ellen, 5 Handbreit, 2 Finger, 12 mm.
Beide Maße konnten die Pyramidenbauer nicht messen, und sie konnten die Rampenbreite auch nicht so verändern, dass sich ein messbares Maß ergab. Denn, selbst wenn sie bereits über das mathematische Wissen des Papyrus Rhind verfügten, konnten sie diese Maße nicht berechnen.
Bei einer gleichbleibend breiten Rampe muss das Maß der “Gegenkathete” zudem kontinuierlich auf jedem Teilstück exakt gegeben sein, um die Flucht des Böschungswinkels zu garantieren.
Aufgrund der sich permanent ändernden Höhenmaße der einzelnen Steinlagen aber war dies, unabhängig davon welche Breite man der Rampe letztlich zuordnet, unmöglich!
Eigentlich könnte man hier abbrechen, denn allein aus diesem einen Grund war die Integralrampe für die Pyramidenbauer, unter den gegebenen Umständen, bautechnisch schlicht nicht realisierbar.
Aber, da sind ja noch die zwei von Müller-Römer angesprochene Probleme, mit denen wir uns nun ausführlich beschäftigen wollen.
Bei Modell und Zeichnung ist ersichtlich, dass die Integralrampen weit unterhalb der Spitze enden. Das liegt daran, dass sich der Abstand zwischen den beiden Rampen stetig verringert, weil sie bedingt durch die fortlaufend abnehmende Breite des anwachsenden Pyramidenstumpfs immer kürzer werden und dabei die obere Rampe auf jeder Fläche weniger Höhe gewinnt als die untere.
Bei einer 4m breiten Rampe kommt es ab einer Höhe von ca. 120 m zu einer Überschneidung, heißt, der Abstand zwischen beiden Rampen ist geringer als die erforderliche Höhe der im Pyramidenkörper liegenden, senkrechten Wand. Es können keine äußeren Verkleidungssteine mehr verbaut werden. (s. Abb. 4)
Bei einer Breite von 5m überschneiden sich die Rampen bereits in einer Höhe von ca. 105m.
Auch hier sind Zeichnung und Modell wenig realitätsnah, denn der Bau eines abschließenden Stufenkerns, wie er angedeutet ist, kann, wenn überhaupt, nicht ohne Rampen, oder Stufen die auf die einzelnen Stufen des Kerns führen erfolgen.Rainer Stadelmann, der bei seiner Bautheorie [11]Stadelmann, S.224ff das gleiche Problem zu bewältigen hat, verweist in diesem Zusammenhang auf –
[…] Eine neue, überzeugende Variante des Transportes der Steine und des Pyramidions im oberen Viertel der Cheopspyramide[…] (s. Abb. 5) die von der Architektin Nairi Hampigian vorgeschlagen wurde.
In Erinnerung der Tatsache aber, dass die parallel zur Rampe liegende senkrechte Wand eine exakt zur Rampenbreite korrelierende Höhe haben muss, und dass es den Pyramidenbauern aufgrund der unregelmäßigen Höhen der zudem nur grob behauenen einzelnen Steinschichten unmöglich war, dieses Maß zu berechnen, zu messen und zu bauen, ist dieser Vorschlag jedoch schon auf den ersten Blick alles andere als überzeugend.
Auf der Plattform der heutigen Spitze der Pyramide (s. Abb. 6), in einer Höhe von ca. 138.75 m, liegen Reste von Steinschichten und einzelne Steine, der größte ist 1.12 m hoch und wiegt ca. 3.5 t. Das deutet darauf hin, dass die letzten Höhenmeter der “fragilen” Spitze wieder aus schwereren Blöcken gebaut waren, um ihr eine höhere Stabilität zu verleihen [12]G.Goyon, Les ranges d’assises de la Grande Pyramide / Die Cheops-Pyramide (Anhang II).
Versuche haben ergeben, dass ca. 20 Mann benötigt werden, um einen 2,5 t Block samt Schlitten über eine längere Distanz zu ziehen. Hochgerechnet auf einen 3.5 t Block sind es 28 Mann. Bisher hat aber noch niemand einen 3.5 t schweren Stein bei einer Steigung von 10% 1400 m weit gezogen, deshalb waren es, auch unter Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse, und dass die Schlepper den ganzen Tag Steine zogen, wohl eher mehr als weniger.
Aufgrund schmalerer Rampen, die man im diesem Bereich voraussetzen muss, können diese 28 Mann max. in 2 Reihen nebeneinander gehen. Rechnet man für den Schlitten eine Länge von 1,50 m, 80 cm Abstand vom Hinter- zum Vordermann, 14 Körper à 35 cm, und 1,50 m Seil zwischen Schlitten und Schleppmannschaft, ergibt das eine Gesamtlänge von rund 18 m. Die Plattform auf der der Stein liegt ist 12.30 m, die Plattform, auf der der Kern gebaut wird ist 42 m breit und der Stufenkern springt an jeder Seite etwa 4-5 m zurück.
Nach 17,50 m würde ein solcher Schleppzug bereits auf der ersten Rampe an seine Grenzen stoßen.
Von da müsste man die Seile verlängern und den Schlitten über eine Umlenkung auf der nächsten waagerechten, parallel zum Kern verlaufenden Ebene ziehen. Ob eine solche Umlenkung in einer Rampe entsprechend befestigt werden kann, ist fraglich. Auch die nächsten Ebenen müssten mittels Umlenkung bewältigt werden. Auf 135 m ist die Pyramide 18 m breit und eine Umlenkung nicht mehr möglich.
Versuche während Mark Lehners Nova Experimenthaben gezeigt, dass man Steine bis ca. 2.5 t durch Umwälzen bewegen kann, aber bei 3.5 t ist auch das nicht mehr möglich und an Tragen ist überhaupt nicht zu denken [13]Lehner, S. 202ff. Müller-Römer geht von einem 2.5 t schweren Pyramidion aus, Goyon gar von 6.5 t, doch selbst wenn es nur 800 Kg wiegen würde, das Gewicht der leichtesten verbauten Steine, bräuchte man noch mindestens 10-12 Mann um es zu tragen.
Das würde nur gehen, wenn man es auf ein Tragegestell legt, denn 10-12 Mann finden an so einem kleinen Stein keinen Platz zum Anfassen. Mit so einem Tragegestell aber, egal ob normal getragen oder geschultert, können selbst 10 Mann weder die letzten Treppenstufen hochgehen, noch das Pyramidion irgendwie platzieren.
Unabhängig davon wie ein abschließender Stufenkern letztlich beschaffen ist, er kann zwangsläufig nur von oben nach unten fertig gebaut und verkleidet werden.
Welchen Sinn die von Hampigian integrierten waagerechten Flächen, abgesehen von der untersten, dabei haben sollen ist nicht nachvollziehbar. Sie sind über Rampen überhaupt nicht mehr erreichbar, ein Zubau ist allein deshalb praktisch nicht möglich.Für alle waagerechten Flächen, bei diesem oder anderen Modellen aber gilt, die Möglichkeit des Zubaus natürlich vorausgesetzt, dass bedingt durch das bloße unverzahnte Anlegen der Steine an die senkrechte Wand, bei der zuletzt angelegten obersten Reihe Steine, eine Fuge ersichtlich bleibt. Ein solcher Befund existiert an den Pyramiden nicht.
Als man die Außenseiten der Pyramide in jüngster Zeit nach den Austrittsöffnungen der sogenannten Luftschächte absuchte, die in der Königs- und Königinkammer beginnen, sicherte man sich wegen der akuten Absturzgefahr mit Bergsteigerausrüstung. Wie die äußeren Verkleidungssteine, die ja auch mindestens einige Hundert Kilogramm wogen, auf den schmalen Stufen transportiert werden sollen ist ebenfalls nicht nachvollziehbar.
Sieht man sich zudem an wie die im oberen Viertel verbliebenen, äußeren Verkleidungssteine der Chefrenpyramide verlegt sind wird klar, dass eine Verlegung von oben nach unten nicht möglich war (Abb. 7).
Beim abschließenden Auffüllen der Rampen von oben nach unten gehen die Klemms davon aus, dass auch hier die Kernsteine lediglich an die senkrechte Wand ohne Verzahnung angelegt wurden.
R. Klemm: Wir gehen davon aus, dass beim Zusetzen der Aussparungen von oben nach unten genauso sorgfältig verfahren wurde wie beim verlegen der übrigen Blöcke des Pyramidenkörpers, d. h., die Blöcke wurden ziemlich fugendicht aneinander gesetzt. […] [14]Sokar, Nr. 5, S. 40
Wie gesehen, sind die Blöcke des Kernmauerwerks recht grobschlächtig bearbeitet. Lediglich die Auflageflächen wurden geglättet (s. Abb. 6). Die unregelmäßigen Fugen wurden mit Gipsmörtel aufgefüllt. Aber, selbst wenn man einen fugendichten Anschluss annimmt, bleibt diese Fuge, genau wie bei den waagerechten Flächen des Stufenkerns, in der zuletzt verlegten, obersten Steinreihe erkennbar. Ein derartiger Befund existiert ebenfalls nicht.
Nimmt man eine Verzahnung der Kernsteine an, gibt es zwei Varianten, die eine ist wieder mal unmöglich (s. Abb. 8), während bei der anderen, wie bei einer unverzahnten Verlegung eine Fuge entsteht. (s. Abb. 9)
Hinzu kommt, dass die erste obere Reihe Verkleidungssteine eine erhebliche Tiefe aufweisen müsste, weil sonst der Überstand (wie gezeichnet) zu groß wäre.
Für das Setzen der Ecksteine dieser Reihe gibt es keinerlei Referenzpunkte und zumindest die backing stones der darunter liegenden Schicht, will man nicht ganz darauf verzichten, müssten bereits beim Bau verlegt werden. Beides war für die Pyramidenbauer messtechnisch praktisch nicht zu bewältigen (s. Abb. 10).
Die Aussparungen könnten nur Schritt für Schritt, jeweils wenige Meter zugebaut werden und nicht über die Länge mehrerer Teilstücke, weil die Rampenfläche mit jeder zusätzlichen Steinlage um den Rücksprung schmaler wird.
Um exakte Anschlüsse an die bereits gebauten Außenverkleidungsschichten zu gewährleisten, müssen die Steine natürlich die gleiche Höhe haben wie die Steinschicht, in der sie verbaut werden, und natürlich müssen sie auch im Verbund übereinander verlegt werden.
Heißt, bei 5 Steinen in der Breite und einer Länge von ca. 7 m, entsprechend der zuzubauenden Höhe von ca. 10 Schichten, lägen in der untersten Schicht 35 Steine, in der darüber ca. 29, in der nächsten 22, usw., bis in der letzten Schicht nur noch ein Stein, der Außenverkleidungsstein eingesetzt wird. Gemäß diesen Anforderungen muss die benötigte Anzahl Steine mit dem jeweilige Höhenmaß angeliefert werden.
Bei jedem nächsten Teilstück fällt die Höhe der vorherigen oberen Lage weg, dafür kommt eine neue in der untersten Lage dazu. Die Steine müssten bereits während des Baus der Pyramide, beim Abbau der jeweiligen Steinschicht, in benötigter Anzahl gefertigt und aufgrund der überwiegend nicht messbaren Höhenmaße systematisch über die Jahre gelagert werden.
Bei 10 Steinschichten Höhe der senkrechten Wand (Gegenkathete) wäre jede Schicht auf 10 Teilstücken vorhanden, was dem Gesamtvolumen eines einzelnen Teilstückes entspricht. Bei zwei 10 Ellen breiten Rampen sind das ca. 350 m³ pro Teilstück, für beide Rampen.
Ein nachträglicher Abbau solch geringer Mengen unterschiedlicher Höhe, sofern überhaupt möglich, würde in den Steinbrüchen sichtbare Spuren hinterlassen. In jedem Fall aber, vorausgesetzt natürlich der Zubau der Rampen hätte tatsächlich stattgefunden, wäre eine außergewöhnliche logistische Leistung erforderlich gewesen.
Beim Zubau müssen die Steinblöcke je nach Rampenbreite bis zu 6.70 m hoch übereinandergestapelt werden. Ein Tragen der Steine, die dabei in fast allen vorhandenen Gewichtsklassen vorkommen ist ebenso auszuschließen wie ein Hochwälzen.
Nicht zuletzt deshalb, weil die Rampenbreite ja mit jeder zusätzlichen Lage immer schmaler wurde. Winkelhebel, o. ä., wie z. B. von A. Höhn vorgeschlagen, wären hier wirkungslos.
Bei dem schon erwähnten Nova Projekt von Mark Lehner, versuchte man Steine mit Hilfe von langen hölzernen Hebeln nach oben zu befördern und stieß dabei auf erhebliche Schwierigkeiten.
Es mussten Hebel von zwei Seiten angesetzt werden, damit jede Seite abwechselnd angehoben werden konnte. Um diese dann mit Hölzern abstützen zu können, war es von Nöten rechts und links tiefe Kerben in den Stein zu schlagen, die aber, wie Lehner befand, an Pyramidensteinen nicht feststellbar sind.
Letztlich gelang es nur unter allergrößten Schwierigkeiten und höchster Unfallgefahr einen Block einige Stufen hoch zu befördern. Allerdings, das dabei zur Verfügung stehende Platzangebot war nicht wie bei den Rampen stark eingeschränkt.
Orientiert man sich für den Zubau der Rampen am Nova Experiment und lässt die beengten Platzverhältnisse außer Acht, würde nur das Auffüllen etwa 17,3 Jahre in Anspruch nehmen.
Es müssten rund 40.000 m³ Rampenvolumen aufgefüllt werden.
Die Nova Pyramide hatte eine Höhe von 6m und eine Kantenlänge von 9 m = 162 m³.
Allein für den Bau der Pyramide benötigte man 3 Wochen, trotz Frontlader. Allerdings wurden in dieser Zeit auch die Außenseiten abschließend geglättet.
Rechnet man jetzt mal den Zeitvorteil des Frontladers, gegen den Zeitaufwand für das abschließende Glätten auf, bleibt es Pi mal Daumen bei den 3 Wochen für das Verbauen von 162m³ Stein.
40 000m³ : 162m³ ~247
247 x 21 Tage = 5187 Tage
5187 Tage : 300 Tage (1 Arbeitsjahr) = 17,29 Jahre
Sicherlich handelt es sich hierbei nur um eine überschlägige und mehr oder weniger oberflächliche Berechnung, dennoch ist sie aussagekräftig genug, um allein als Ausschlußkriterium für innenliegende Rampen zu gelten.
Lässt man sowohl die beengten Platzverhältnisse, als auch den zeitlichen Aspekt unberücksichtigt, steht jedoch schon das nächste Problem an.
Die Verkleidungssteine der letzten beiden oberen Lagen müssten wegen der notwendigen Verzahnung ineinandergeschoben werden, was aufgrund des hohen Gewichtes und des mangelnden Platzes praktisch nicht möglich ist (s. Abb. 11).
Und, der letzte Verkleidungsstein der obersten Reihe, vor dem Übergang zum nächsten Teilstück, lässt sich von der Rampe aus überhaupt nicht mehr einsetzen, der könnte nur noch von außen eingeschoben werden (s. Abb. 12) .
Die Seitenflächen der Cheopspyramide sind konkav, die zwei Ebenen des Kernmauerwerks stehen in einem Winkel von 27′ zueinander [15]Jean-Philippe Lauer, Das Geheimnis der Pyramiden, S. 221. Die Konkavität ist in den unteren Lagen des Kernmauerwerks nicht wahrnehmbar und die Verkleidung in einer schnurgeraden Linie verlegt. An der Nordseite ergibt sich eine Tiefe von bis zu 94 cm [16]M & R IV, S. 16, die zur Spitze hin wieder abnimmt, aber dennoch deutlich sichtbar bleibt.
D. h., die Seitenflächen sind nicht nur horizontal konkav, sondern auch unregelmäßig vertikal.
Nehmen wir an, dass sich der tiefste Punkt auf mittlerer Höhe der Pyramide ergibt, bedeutet das pro Meter Höhenzuwachs eine Zunahme der Konkavität von 1.28 cm. Beim Zubau der Rampen müsste die Konkavität aufgrund des stetigen Abstieges sowohl horizontal, als auch vertikal eingemessen werden.
Aber egal ob horizontal, vertikal, oder beides – es gibt nicht den geringsten Referenzpunkt, an dem man sich dabei orientieren könnte. Es wäre messtechnisch schlicht unmöglich.
Für den Bau der Pyramide bedeutet das, unabhängig davon ob Stufenkern oder Schichtpyramide, dass die äußeren Verkleidungssteine in jedem Fall, beginnend mit den Ecken, zuerst exakt in Flucht verlegt werden mussten. Eine andere Referenzlinie, oder andere Referenzpunkte gab es nicht!
Wie die Erbauer das messtechnisch bewältigt haben, bleibt unerklärlich, denn auch hier ergeben sich Maße, die sie nach jetzigem Stand des Wissens nicht auf ihrer Messskala hatten.
Fazit:
Der genaue Weg an die Spitze der monumentalen Pyramiden der 4. Dynastie bleibt weiterhin das Geheimnis ihrer Erbauer. Zu eindeutig sind die Argumente, die gegen die Verwendung der Integralrampen sprechen, zu inakzeptabel alle anderen Theorien.
Von der Basis bis zur Spitze bau- u. messtechnisch unter den gegebenen Umständen unmöglich realisierbar, muss die abschließende Bewertung der Integralrampen leider lauten.
Was bleibt sind die “in analogen Abständen schräg verlaufenden Parallelstrukturen“, aber auch die sprechen eher dagegen als dafür. Denn, wie mir Frau Klemm auf Anfrage mitteilte, sind sie nur auf den Ostseiten der Pyramiden zu erkennen.
Dass sie von einer beim Bau an den Kern angelehnten Rampe stammen ist auszuschließen, da die Tura-Verkleidung nicht von oben nach unten verlegt werden konnte.
Vielleicht aber sind diese Strukturen ja gar keine Merkmale der Erbauung, sondern Spuren des späteren Steinraubs.
© 2010 Ulrich Simon
Anmerkungen
[1] Die Integralrampe als Konstruktionselement großer Pyramiden. In: Stationen, Beiträge zur Kulturgeschichte Ägyptens. Festschrift für Rainer Stadelmann., p.87-94, Mainz.
[2] Haase, Michael; Interview – Klemm & Klemm, Sokar Nr. 5, S.35
[3] Arnold, Dieter; Lexikon der Ägyptischen Baukunst
[4] Wikipedia
[5] Pyramidenbau mit Rampen und Seilwinden-ein Beitrag zur Bautechnik im Alten Reich
[6] Maragioglio & Rinaldi IV, La Grande Piramide di Cheope, S. 16
[7] Lehner, Mark; Geheimnis der Pyramiden S.123
[8] Flinders Petrie, W.M.; The Pyramids and Temples of Gizeh, Chap. 8. Outside of Second Pyramid, Sec 65.
[9] Stadelmann, Rainer; Die ägyptischen Pyramiden, Taf.29
[10] Maragioglio & Rinaldi IV; La Grande Piramide di Cheope, S. 12
[11] Stadelmann, S.224ff
[12] Goyon Georges; Les ranges d’assises de la Grande Pyramide / Die Cheops-Pyramide (Anhang II)
[13] Lehner, S. 202ff
[14] Sokar, Nr. 5, S. 40
[15] Lauer, Jean-Philippe; Das Geheimnis der Pyramiden, S. 221
[16] M & R IV, S. 16
[**] Müller-Römers Bautheorie ist in ihrer Gesamtheit nicht Bestandteil dieser Arbeit. Die Aussagen dazu können bei Bedarf belegt werden.
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